Nachricht, 31. Oktober 2023
Unausgewogene Integration von Umweltaspekten in NNR
Die diesjährige Revision der Nordic Nutrition Recommendations (NNR) hat in Norwegen und Schweden heftige Diskussionen ausgelöst.
Norwegische Experten haben sich aus Protest gegen die engstirnige Einstellung zu den Umweltaspekten der Primärproduktion sogar aus dem Projekt zurückgezogen. Hauptkritikpunkt ist die aus wissenschaftlicher Sicht inkonsistente Beurteilung von Lebensmittelgruppen, insbesondere die Konzentration auf die negativen Folgen der Produktion und des Konsums von Fleisch, ohne die positiven Auswirkungen zu erwähnen. Stattdessen wird einseitig eine pflanzliche Ernährung empfohlen, was letztendlich zu Nährstoffmangel und Nachteilen für die Umwelt führen kann.
Die aktualisierten NNR wurden im Juni 2023 veröffentlicht. Historisch lieferten die NNR seit den 1980er Jahren Empfehlungen für die aus gesundheitlicher Sicht optimale Versorgung mit Nährstoffen. Im Jahr 2004 kamen Empfehlungen für körperliche Aktivität und in der aktuellen Ausgabe Empfehlungen für Lebensmittelgruppen und deren Umweltaspekte hinzu.
Fakten als Grundlage
Da die Empfehlungen hauptsächlich als wissenschaftlich fundierte nationale Ernährungsrichtlinien dienen und somit auch die Grundlage für die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen, Pflegeheimen und anderen Einrichtungen bilden, sollten sie auf korrekten Fakten basieren. Der schwedische Fleischverband ‚Svenskt Kött‘ unterstreicht, wie wichtig es ist, dass die Empfehlungen auch den Nährwert von Fleisch hervorheben und so eine ausreichende Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen sicherstellen. Außerdem sollten sie auf den in den von der Regierung vorgegebenen ‚Zusatzaufgaben‘ beschriebenen soliden Analysen basieren.
Die Lebensmittelbehörde ‚Livsmedelsverket‘ soll demnach neben Ernährung und Gesundheit auch berücksichtigen, wie die Empfehlungen sich auf andere Ziele und Bereiche auswirken: Erhöhung der schwedischen Nahrungsmittelproduktion, für welche Nahrungsmittel Schweden gute Produktionsbedingungen bietet sowie die Versorgung der Bevölkerung in Krisenzeiten.
Bodenbeschaffenheit optimal nutzen
Chefberater Erik Kam vom Dänischen Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft (DFLE) hat das Thema mit Branchenkollegen in Dänemark und Schweden diskutiert: „Wir halten Empfehlungen für fragwürdig, die dazu führen, dass die nordischen Länder die Produkte ihrer Viehwirtschaft durch importierte Proteine ersetzen. Es besteht die Gefahr, dass dies die Umwelt- und Klimawirkung ungünstig beeinflusst.“
Die nordischen Länder haben optimale Bedingungen für die Viehwirtschaft, während die Böden begrenztes Potenzial für die Produktion von pflanzenbasiertem Protein bieten. Folglich setzen sie primär auf Getreide, Wurzelgemüse und Gras – Weiden, auf denen kleine und große Wiederkäuer grasen, deren Anzahl laut Ernährungsempfehlungen NNR 2023 reduziert werden soll.
Erik Kam: „Das Fleisch dieser Tiere stellt eine ausgezeichnete Methode dar, auf sonst kaum nutzbaren Anbauflächen mit kurzen Wachstumsphasen Nahrung für Menschen zu erzeugen. Fleisch ist übrigens besonders wichtig für Kinder, Jugendliche, Schwangere sowie ältere oder kranke Menschen, die eine bestimmte erhöhte Bedürfnisse an Nährstoffen haben, die leicht durch tierische Lebensmittel gedeckt werden können.“