Dänemark beteiligt sich am ersten EU-Tierwohl-Projekt
Ein umfassendes EU-Projekt soll praktische Lösungen definieren, die sich in der Schweinehaltung zur Optimierung des Tierwohls bewährt haben
Der Dänische Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft (DFLE) und das unabhängige F&E-Unternehmen SEGES Innovation nehmen als Vertreter der dänischen Schweinebranche am Projekt teil, das auf Grundlage der bestehenden Produktionspraxis Tierwohlmaßnahmen aufdecken soll, die in zentralen Bereichen praktisch umsetzbar sind. Außer Dänemark sind Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Portugal, Rumänien und Spanien am Projekt beteiligt.
Die Schweinehalter in der EU stehen vor einer gemeinsamen Herausforderung: Sie wollen mehr Tierwohl sicherstellen, wissen aber noch nicht genau, welche Maßnahmen ihren Tieren den größten Effekt liefern – und was die verschiedenen Lösungen für den Umwelt- und Klimaschutz sowie unterm Strich für ihre finanzielle Situation bedeuten.
Das groß angelegte EU-Projekt WelFarmers soll die bestehenden Unsicherheitsmomente markant reduzieren, indem es europaweit Wissen in Bereichen wie Freilaufhaltung, intakte Schwänze, schmerzfreie Kastration, mehr Ebermast und verbesserte Haltungsbedingungen für Mastschweine sammelt und verbreitet – und zwar auf der Grundlage von Lösungsansätzen, die sich in der Praxis bewährt haben. Letzteres ist laut Trine Vig, veterinärpolitische Chefin im DFLE, ein für EU-Projekte eher seltener Ansatz.
Trine Vig: „Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass wir nun ein auf praktischen Erfahrungen von Landwirten basierendes Projekt haben. Derartige Vorhaben verfolgen meist einen Top-Down-Ansatz nach Vorgaben und Ideen von Forschenden. Hier machen wir es umgekehrt, indem wir von den Bedingungen und der Arbeit im Stall ausgehen. Dass man nun neue Wege geht, damit können wir nur zufrieden sein.“
Vielfältige Lösungen
Die acht beteiligten Länder repräsentieren einerseits über die Hälfte der EU-Schweineproduktion und andererseits beachtliche Unterschiede in ihrer Herangehensweise und Haltungspraxis.
Trine Vig: „Wir rechnen mit vielfältigen Einfallswinkeln und Lösungsansätzen für die verschiedenen Herausforderungen, so dass wir besser verstehen, was wirklich wirkt, was ’best practice’ ist. So erlangen wir jede Menge nützliches Wissen, das wir in den Betrieben zum Wohl der Tiere einsetzen können. Darüber hinaus können wir dieses Wissen in unserer Arbeit für eine Gesetzgebung nutzen, die mehr Tierwohl liefert und gleichzeitig in einer modernen Produktion umsetzbar ist.“
Da die Arbeit an den neuen EU-Vorgaben zum Tierschutz und Tierwohl mehr oder weniger stillsteht, kann das Welfarmers-Projekt wichtigen Input für die Wiederaufnahme der Verhandlungen liefern.
Trine Vig: „Es liegt ja auf der Hand, das durch Welfarmers erarbeitete Wissen in die Verhandlungen zur anstehenden Revision einzubringen. Es handelt sich um äußerst relevante und praxisnahe Erkenntnisse auf der Basis realer Produktionsbedingungen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dieses Projekt das Tierwohl in der EU-Schweineproduktion signifikant verbessern wird. Der Tierschutz der dänischen Schweinebranche kann in Bereichen, wo wir vorbildliche Lösungen haben, Inspiration sowie konkrete Verbesserungen der EU-weiten Vorgaben liefern.“
Mehr zum Projekt: Inici - WelFarmers Project
Kontaktperson im Dänischen Fachverband der Land- & Ernährungswirtschaft:
Trine Vig Tamstorf, veterinärpolitische Chefin im DFLE
WellFarmers ist auf diesem Gebiet das erste von der EU finanzierte Projekt.
Ziel ist die Erhebung praktischer Erfahrungen aus Tierschutzmaßnahmen in der dänischen, finnischen, französischen, irischen, italienischen, portugiesischen, rumänischen und spanischen Schweineproduktion. Die besten Lösungen und Verfahren werden geteilt und geehrt.
Im Mittelpunkt stehen vier Bereiche:
Verbot von Kastenständen: |
Neue Lösungen in der Freilaufhaltung von säugenden Sauen |
Verzicht auf Schwanzkupierung: |
Herausforderungen und Chancen für den Übergang zur Aufzucht von Schweinen mit ungekürzten Schwänzen |
Schmerzfreie Kastration: |
Europäische Lösungsansätze im Bereich der existierenden Schweinekastrationspraxis |
Platzangebot und Stallböden: |
Herausforderungen und Chancen für gesündere Schweine und verbesserte Leistung |