Anfang Oktober besuchte das europäische UCOL-Team (Uniform Conditions for Operating Rules for Livestock) den Betrieb von Robert und Jonna Lynge Andersen zwischen Lemvig und Struer in Nordjütland, um Einblicke in die dänische Schweineproduktion zu gewinnen.

Bei dem Besuch erhielt das EU-Team Einblicke in Erfahrungen mit der Freilaufhaltung von säugenden Sauen sowie in die Forschungen von SEGES Innovation zur Messung von Emissionen in Schweineställen.

Wofür steht UCOL?

UCOL (Uniform Conditions for Operating Rules for Livestock) setzt sich für einheitliche Betriebsvorschriften in der EU-Tierhaltung ein und unterstützt die Europäische Kommission bei der Ausarbeitung von gesetzlichen Vorgaben, unter anderem im Zusammenhang mit der Überarbeitung der Industrieemissionsrichtlinie, in deren Rahmen in einem Jahr ein neuer Rechtsakt mit gemeinsamen Betriebsvorschriften erlassen werden soll, der die derzeit geltende BAT-Grundlage (Best Available Techniques) ersetzen wird.

Im Jahr 2024 verfügten Robert und Jonna Lynge Andersen über 360 Abferkelbuchten für säugende Sauen in Freilaufhaltung.

Die 2,6 × 2,6 m großen Buchten bieten mit einer Fläche von 6,76 m² 35 % mehr Platz als die typisch 4,86 m² großen herkömmlichen Boxen.

Beim Rundgang schilderten Robert und Jonna ihre Erlebnisse beim Wechsel zur Freilaufhaltung sowie die damit verbundenen Änderungen und Herausforderungen.

Für sie war der Übergang zur Freilaufhaltung ein lehrreicher Prozess, in dem sie laufend an Anpassungen und Verbesserungen gearbeitet haben. Eine der größten Herausforderungen bildete die zunächst fehlende Bodenheizung, die sich auf die Ferkelsterblichkeit auswirkte, deren Installation im festen, überdachten Bereich dann aber eine markante Verbesserung brachte.

Trotz der umfassenden Investitionen und der nach wie vor anstehenden Herausforderungen bezeichnet Robert Lynge das Vorhaben als vollen Erfolg: „Wir merken den Tieren an, dass es ihnen deutlich besser geht. Sie sind viel zutraulicher und aufgeschlossener.”

Photo: DAFC

Robert und Jonna Lynge Andersen beim Rundgang mit dem UCOL-Team

Umweltschutz und Emissionsmessungen

Wie man Tierwohl und Umweltschutz, insbesondere mit Blick auf Ammoniak-, Methan- und Geruchsemissionen, in Einklang bringt, war ein weiteres zentrales Thema bei der Betriebsbesichtigung.

Dass Abferkelbuchten für säugende Sauen in Freilaufhaltung mehr als 33 % größer sind als traditionelle Kastenstände ist mit erhöhten Emissionen verbunden.

Wie man diese Herausforderung in den Griff bekommen kann, erläuterten die leitende Forscherin Vivi Aarestrup Moustsen und die Beraterin Stine Grønborg von SEGES Innovation anhand ihrer Versuchsanlagen auf dem Hof. Hier werden verschiedene Güllebehandlungsverfahren zur Reduzierung der Emissionen getestet, u.a.:

  • Gülle-Trichter
  • Schaber-Techniken
  • Herkömmliche Vakuumspülung

Entwicklungsziel war und ist die optimale Senkung von Ammoniak-, Methan- und Geruchsemissionen – insbesondere in Verbindung mit der Freilaufhaltung von säugenden Sauen.

Vivi Aarestrup Moustsen und Stine Grønborg hoben zwei effiziente Lösungsansätze hervor: Verkürzung der Lagerzeit von Gülle im Stall sowie Minimierung ihrer Oberflächen.

Der eintägige Besuch vermittelte den Teilnehmenden wertvolle Einblicke in die technischen und praktischen Aspekte der Freilaufhaltung säugender Sauen im Rahmen eines internationalen Wissens- und Erfahrungsaustauschs.

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